19.06.2025

Taiwan Today

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Kabelfernsehen - eine Kulturinvasion?

01.05.1996

Seit dem Einzug des Kabelfernsehens können sich die Zuschauer auf Taiwan rund um die Uhr von Spielfilmen, Serien, Zeichentrickfilmen, Sport-Sendungen, kurz allem, was die "Mattscheibe" hergibt, berieseln lassen. In Akademikerkreisen und auch in der Bevölkerung häufen sich jetzt die Bedenken, ob der große Anteil an ausländischen Programmen, besonders aus den USA, nicht auch die Gefahr einer kulturellen Invasion in sich birgt.

In der englischen Sprache finden sich nicht viele Ausdrücke aus dem Chinesischen. Das Wort "brainwashing", zu deutsch "Gehirnwäsche", chinesisch hsi nao (洗腦), ist eine bemerkenswerte Ausnahme und im Zusammenhang mit der hitzig geführten Debatte, die auf Taiwan darüber entbrannt ist, ob ausländische Kabel-TV-Sendungen die chinesische Kultur verseuchen, eine erstaunlich treffende Bezeichnung. "Heute gibt es im Fernsehen doch nur noch Sex und Gewalt." "Ich lasse meine Kinder nicht fernsehen." "Schon von dem Mann gehört, der seine Frau umgebracht hat und den Tarantino-Film, den er sich gerade angesehen hatte, für seine Tat verantwortlich machte?" Bestimmt hat jeder irgendwann einmal solche oder ähnliche Sätze aufgeschnappt oder selbst die eine oder andere Variante dieser Äußerungen von sich gegeben. Die allgemeine Auffassung lautet, daß zuviel Fernsehen schlecht für die psychische Gesundheit sei, ganz abgesehen davon, daß es den Augen schadet. Besorgte Asiaten machen sich darüber genauso viele Gedanken wie die Menschen in der westlichen Hemisphäre. Für die Asiaten hat die Angelegenheit allerdings noch eine zusätzliche Komponente: Im Westen produzierte TV-Sendungen strömen in einer wahren Mikrowellenflut über die unbewachbaren Grenzen des Alls in die Region.

So hat kaum überrascht, daß die ersten Protestschreie von Asiens konservativsten Kulturen und Regierungen kamen. Jetzt aber werden sogar auf Taiwan ähnliche Sorgen öffentlich ausgesprochen, was eine Ironie ist, wenn man sich näher betrachtet, wie dieses Geschäft hier seinen Anfang nahm. Über zwanzig Jahre lang war Kabelfernsehen auf Taiwan illegal, aber für seine Entwicklung stellte dies keine nennenswerte Hürde dar. 1990 tauchten die ersten - auch illegalen - Satellitenschüsseln auf, deren Besitzer sich fortan die vom neuen Kommunikationssatelliten AsiaSat 1 übertragenen ausländischen Programme ins Haus holen konnten. So konnten immer mehr Satellitenprogramme (illegal) empfangen werden, und viele davon wurden von einigen Kabelsendern (auch illegal) weiterverbreitet, größtenteils unter unverfrorener Mißachtung der Urheberrechte. Mit dieser bunten Mischung der Gesetzlosigkeit konfrontiert, gelangte die Regierung der Republik China zu der Ansicht, daß sie dies zwar nicht ganz verhindern, aber doch wenigstens in einen angemessenen gesetzlichen Rahmen pressen könne. Genau das ist mit der Verabschiedung des Kabel-TV-Gesetzes im November 1993 geschehen. Bis Ende 1995 hatten fast 70 Prozent aller Haushalte auf Taiwan einen Kabelanschluß, und die Zuschauer teilten ihre Zeit mehr oder weniger zu gleichen Teilen zwischen dem privaten und dem staatlichen Fernsehen auf.

Kurz rekapituliert: Massen an Zeit, Geld und Energie wurden für die Umgehung - und schließliche Unterminierung - eines Gesetzes aufgewendet, das den Import solcher ausländischen Fernsehprogramme verbot, die heute als potentiell oder tatsächlich schädlich gelten. Das stark erweiterte TV-Angebot hat bewirkt, daß die Taiwanesen immer mehr Zeit vor dem Fernseher verbringen, und die Situation ist reif für eine Konfrontation zwischen denjenigen, die dies für eine gute Sache halten, und denjenigen, die vehement dagegen ankämpfen.

Su Herng ( 蘇蘅 ), außerordentliche Professorin im Fachbereich Journalistik der Nationalen Chengchi-Universität, ist der Meinung, daß Taiwans neu entdeckte Liebe fürs TV direkt mit der Einführung des Kabelfernsehens zu tun hat. "Laut einer kürzlich von einer Werbeagentur durchgeführten Untersuchung ist die Zeit, die in jedem Haushalt vor dem Fernseher verbracht wird, um eine Stunde gestiegen [auf fast vier Stunden täglich] ", berichtet sie. "Durch Kabel ist das Programmangebot viel umfangreicher geworden, also gibt es für die Leute mehr anzuschauen. Aber mehr vor dem Fernseher verbrachte Zeit bedeutet weniger Freizeit für andere Aktivitäten. Auch für Gespräche gibt es in den Familien jetzt kaum noch Zeit."

Während es unter Pädagogen und Eltern beträchtliche Zustimmung für Su's Standpunkt gibt, fehlt es dem Kabelfernsehen auch nicht an Befürwortern. "Das Fernsehprogramm kann die Zuschauer informieren und ihren Horizont erweitern", sagt Chu Tzong-ko (朱宗軻), Präsident von Po-hsin Multimedia, Inc. "Es kann den Zuschauern auch helfen, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden. Manchmal können sie mehr aus Fernsehsendungen lernen als in einem Klassenzimmer." Das mag sein - aber solchen Verallgemeinerungen müssen die Ergebnisse akademischer Forschungsarbeiten entgegengehalten werden, die genau das Gegenteil besagen. Chang Chung-jen ( 張崇仁 ) leitet die Sektion Satellit und Kabel in der Abteilung Radio und Fernsehen des Regierungsinformationsamts (Government Information Office, GIO). "Forschungen in anderen TV-orientierten Kulturen haben ergeben", erklärt er, "daß Schüler, die sehr viel fernsehen, einen Leistungsabfall erleben. Das Tempo und die Oberflächlichkeit vieler TV-Sendungen führen zu kurzen Konzentrationsspannen und passivem auf den Bildschirm Starren. Der Zuschauer wird nicht zum Denken angeregt, und mit der Zeit wird sein logisches Denkvermögen schwächer. Fernsehen soll in erster Linie unterhalten und nicht bilden." Su Herng stimmt dem zu. "Die meisten Zuschauer können nicht zwischen Realität und Fiktion im Fernsehen unterscheiden", sagt sie. "Je mehr die Leute fernsehen, desto mehr wird ihr Denken davon beeinflußt und desto oberflächlicher wird ihr Verständnis."

Wie überall ist man auch auf Taiwan am meisten darüber besorgt, welche Wirkung das Fernsehen auf die jüngeren Generationen hat. Welche Sendungen sehen junge Leute gern - einheimische, reichlich mit chinesischen Werten ausgestattete Produktionen oder Importe aus Europa und den USA? Die Zahlen tendieren fast ausnahmslos zu den TV-Importen. "Im allgemeinen bevorzugen junge Zuschauer ausländische Sendungen", sagt Su Herng. "Dafür gibt es drei Hauptursachen: Sie fühlen sich von ausländischen Dingen angezogen; bei ihnen kann man eher als bei ihren Eltern davon ausgehen, daß sie schon einmal im Ausland waren; und sie beherrschen fremde Sprachen besser."

Japanische Kabel-TV-Kanäle sind stark vertreten, aber die Vereinigten Staaten, die weltgrößte Exportnation für Unterhaltung, dominieren eindeutig. Das amerikanische Kabel-TV wird durch CNN, TNT, Cartoon Network, Discovery Channel, MTV, HBO, Disney Channel und ESPN vertreten, um nur einige zu nennen. Madonna, Sylvester Stallone, Mickey Mouse und die New York Yankees sind große Namen in dem, was viele Leute jetzt als eine unaufhaltsame Kulturinvasion bezeichnen.

Englischsprachige Kabelprogramme aus den USA, ob synchronisiert oder einfach mit Untertiteln versehen, sind auf Taiwan bei jung und alt beliebt. Die zehnjährige Shen Hsiao-tung ( 沈曉彤 ) will auf keinen Fall ihre tägliche Dosis Zeichentrickfilme auf dem Disney Channel verpassen. Ihren Vater Shen Shun-hsing ( 沈順興) zieht es ebenso für seine Lieblings-Kabelsendungen vor die "Glotze". "Ich sehe sie mir jeden Tag an", erzählt er. "Kabel hat ein größeres und vielfältigeres Programmangebot als die Staatssender, und die Nachrichtensendungen sind objektiver." Mit anderen Worten sind die Sendungen unterhaltsamer als die einheimischen Produktionen. Doch welche Wertvorstellungen beinhalten sie? "Das Problem ist, daß diese Sendungen offen Konzepte von Familie, Arbeit, Gesellschaft, Sex und Moral aus ausländischen Kulturen verbreiten, und sie beeinflussen allmählich das Denken vieler junger Zuschauer hier", sagt Su Herng. "Taiwans Jugend nimmt eine Trotzhaltung an, die in etwa klingt wie 'Wenn ich es gut finde, warum nicht?' Eine solche Einstellung läuft unserem traditionellen Denken und unserer Kultur zuwider."

Kann das Kabelfernsehen wirklich für unsere Art zu denken verantwortlich gemacht werden? Sheng Li-te ( 盛立德 ), 32, Kundendienst-Manager bei Syscom Computer Engineering Company, glaubt nicht daran. "Ich sehe mir andauernd Filme auf HBO an, und es hat keinen Einfluß auf mich", sagt er. "Außerdem kommen wir durch die Informationsrevolution und die Entwicklung des Tourismus auch auf vielen anderen Wegen mit dem Ausland in Berührung, nicht nur durchs Fernsehen." Michael Cheng (鄭明椿), Programmchef von United Communications, dem taiwanesischen Agenten für CNN, TNT, MTV und Discovery Channel, argumentiert ähnlich, wenn er die Kritiker des Kabel-TVs auffordert, auch die positive Seite der ausländischen Sender zu sehen. "Wenn wir sagen, daß unser Denken nur durchs Fernsehen beeinflußt wird, überschätzen wir meiner Meinung nach die Macht dieses Mediums", sagt er. "Und die Qualität vieler Sendungen aus dem Ausland ist gut. Unsere Produzenten können von ihnen nur lernen. Außerdem sind diese Kanäle repräsentativ für das amerikanische Kabel-TV. Ich meine, Taiwans Fernsehlandschaft wäre ohne sie unvollständig."

Die Informationsrevolution verwandelt die Welt in ein Dorf, und es ist nach Meinung vieler Pädagogen weder möglich noch wünschenswert, einzelne Kulturen zu isolieren. Doch der Grad der Einwirkung und ein mögliches Beiseitedrängen oder gar Einverleiben einer Kultur durch eine andere haben heftige Diskussionen ausgelöst, besonders über das Ausmaß, in dem Kinder betroffen sind. "Der Anteil ausländischer Kindersendungen ist unverhältnismäßig hoch", sagt Sophia Wu (吳翠珍), außerordentliche Professorin in der Abteilung Radio und Fernsehen der Nationalen Chengchi-Universität. "Kinder sind leicht zu beeinflussen. Die Wirkung verläuft langsam und subtil, ist aber auch stark und nachhaltig. Die Zeichentrickfilme des Disney Channel sind sehr rührend und herzergreifend, enthalten aber auch viele westliche Werte und Ideen. Zum Beispiel habe ich beobachtet, daß viele taiwanesische Kinder Schneewittchen nicht mögen. Das hat einen einfachen Grund - sie hat kurze schwarze Haare, für die Kinder ist Schönheit aber gleichbedeutend mit langem, goldenem Haar. Dies ist ein Beispiel für den Einfluß des ausländischen Fernsehens - das westliche Schönheitsideal. Ich halte es für besser, Kindern die landeseigenen kulturellen Werte anzubieten, solange sie noch klein sind, und sie an ausländische Kulturen heranzuführen, wenn sie älter sind." Chu Tzong-ko von Po-hsin Multimedia will davon allerdings nichts hören. Seine Firma betreibt vier Kabelsender, darunter Disney Channel, einen japanischen Sender und zwei lokale Kanäle. "Ich würde es lieber als eine 'Kulturverschmelzung' als eine 'Kulturinvasion' bezeichnen", meint er. "Traditionen wie das Reisessen werden von ausländischen Fernsehprogrammen unbeeinflußt bleiben. Im Gegenteil, das Problem ist die schlechte Qualität des einheimischen Fernsehens. Zu viele junge Leute vergöttern die Popstars und Moderatoren in den hier produzierten Unterhaltungsshows."

Die Debatte über den Einfluß ausländischer Kabel-TV-Sendungen auf Kinder war immerhin wichtig genug, um bis in die Provinzversammlung vorzudringen. Besondere Besorgnis in der folgenden Diskussion lösten die Kabelsender aus, die spätabends oder sogar rund um die Uhr Sendungen "nur für Erwachsene" bringen. Gefordert werden strenge gesetzliche Bestimmungen für ausländische Fernsehprogramme, um den langsamen Verlust der kulturellen und sozialen Werte auf Taiwan zu verhindern. Chang Chung-jen vom GIO weist jedoch auf eine besondere Schwierigkeit hin. "Gegenwärtig stammen rund 80 Prozent der Kabel-TV-Sendungen aus Satellitenübertragungen", führt er aus. "Es ist schwer, ihre Ausstrahlung zu verhindern." Aber er zeigt vorsichtigen Optimismus. "Der Begriff kulturelle Invasion ist zu stark", glaubt er. "Junge Leute sind natürlich neugierig, aber sie werden sich mit zunehmendem Alter wieder ihrer traditionellen Kultur zuwenden. Wir sollten uns nicht zu sehr vor ausländischen Kulturwerten fürchten." Chang betont außerdem, daß Anbieter, die gegen die Vorschriften verstoßen und nicht jugendfreie Programme senden, mit empfindlichen Geldstrafen zu rechnen hätten.

Der von Pan Asia Satellite Marketing Co., Ltd. betriebene Sender Rainbow Channel ist der erste und einzige auf Taiwan zu empfangene Satellitenkanal "nur für Erwachsene". Die meisten seiner Sendungen werden in den USA und Japan produziert. "Unsere Sendungen entsprechen alle den Vorschriften und werden von den Behörden im voraus zensiert", sagt Lily Yang ( 楊俐玲), Sprecherin von Pan Asia. "Sie sollten für Minderjährige nicht so einfach zugänglich sein, da wir auf einem verschlüsselten Kanal senden. Nur Kunden mit einem entprechenden Decoder können zuschauen." Sie sagt auch, wer ihrer Meinung nach die Verantwortung dafür tragen sollte, daß Kinder keine pornographischen Filme anschauen. "Die Eltern sollten dafür Sorge tragen, daß ihre Kinder unser Programm nicht sehen", meint sie. "Wir sind verpflichtet, unsere Filme sorgfältig und den Vorschriften entsprechend auszuwählen. Die Systemanbieter sollten ihre Abonnenten daran erinnern, daß dieses Programm nicht für Kinder geeignet ist, und auch die Eltern sollten dies beachten. In Wahrheit gelangen Kinder ja auch über viele andere Quellen wie Magazine und Videofilme an solches Material."

Nicht nur die Sendungen im Kabel-TV sind zum Streitpunkt geworden. Auch Werbespots und die Bestimmungen, mit denen sie geregelt werden, sind ein heißes Eisen. Im August 1995 wurde TVBS vom GIO für die Ausstrahlung eines Werbespots für den amerikanischen Spielfilm "Showgirls" bestraft. Der Spot wurde als obszön eingestuft und verstieß damit gegen die Bestimmungen. Es herrscht jedoch keine Einigkeit darüber, wie die Werbung im Kabelfernsehen kontrolliert werden soll. "Das staatliche Fernsehen ist überall über Antenne zu empfangen und kostet nichts", sagt Chang Chung-jen. "Man braucht nur sein Fernsehgerät einzuschalten. Die Zuschauer entscheiden aber, ob sie Kabel-TV haben wollen oder nicht. Da die Werbung im Staatsfernsehen öffentlich zugänglich ist, muß sie vorher zensiert werden. Viele Spots im Kabel-TV werden im Ausland produziert und via Satellit gesendet. Es ist schwierig, sie im voraus zu zensieren, weil es so viele Kanäle und so wenig Zeit vor den Sendungen gibt."

Die meisten Bestimmungen über die Werbung gelten für Staats- und Privat-TV gleichermaßen, aber die Regierung macht die Systemanbieter für die Kontrolle ihrer eigenen Werbespots verantwortlich. Wie Chang meint, seien das Problem diejenigen Anbieter, deren Gewohnheit es nicht gerade ist, sich an die Regeln zu halten. Sophia Wu von der Nationalen Chengchi-Universität ist in diesem Punkt allerdings anderer Meinung. "Man kann über die Unterschiede zwischen dem staatlichen und dem privaten Fernsehen diskutieren. Der Einfluß ihrer Sendungen und Werbespots auf die Zuschauer ist aber gleich stark", findet sie. "Im Kabelfernsehen darf Werbung für Bier und hochprozentigen Alkohol gezeigt werden, während solche Spots im staatlichen Fernsehen nicht erlaubt sind. Hier sollte nicht mit zweierlei Maß gemessen werden." Tatsache ist, daß im Kabel-TV erst nach 21.00 Uhr abends Alkoholwerbung erscheinen darf. In jüngster Zeit mußten mehrere Kabelkanäle Geldstrafen in Höhe von insgesamt 38 Millionen NT$ (2,1 Millionen DM) zahlen, weil sie zu einer früheren Abendstunde bereits Alkoholwerbung gebracht hatten.

Die Kabelanbieter finden, daß die Behörden und die Öffentlichkeit mit mehr Toleranz an dje ausländischen Programme herangehen sollten. "Bisher stellen die Sendungen aus dem Ausland noch keine Bedrohung für die einheimischen Produktionen dar, denn die meisten Zuschauer bevorzugen nach wie vor die hiesigen Programme", sagt Michael Cheng von United Communications. "Es gibt keinen Anlaß zu übertriebener Besorgnis. Außerdem versucht Taiwan, ein asiatisches Medienzentrum zu werden. Wenn wir nur die negativen Aspekte des ausländischen Fernsehens betonen, werden uns viele gute Gelegenheiten entgehen, um dieses Ziel zu erreichen." Chu Tzong-ko von Po-hsin sieht dies ähnlich. "Wir sollten mit der Einführung ausländischer Programme gleichzeitig die Quantität und Qualität der lokal produzierten Sendungen erhöhen", empfiehlt er. "Das wird die Probleme im Zusammenhang mit den ausländischen Programmen vermindern." Sophia Wu merkt an, daß die Behörden der hiesigen TV-Branche dabei helfen sollten, Alternativen für die Zuschauer zu schaffen, bevor sie ausländisches Fernsehen hereinlassen.

Letztendlich läuft alles darauf hinaus, daß Kabel-TV ein großes Geschäft ist und daß die Verbraucher auf dem Markt bestimmen. Wie aus Untersuchungen des GIO hervorgeht, sahen die Zuschauer auf der Insel 1993 im Durchschnitt 2,3 Stunden täglich fern, und zwar die drei Staatskanäle. Das ist weitaus weniger als die 3,5 Stunden im Jahr 1988. Darüber hinaus ergab eine weitere, auch 1994 durchgeführte Studie des GIO, daß nur 27 Prozent der Zuschauer mit dem Programm dieser Sender zufrieden waren. In einigen Branchen ist es möglich, auf protektionistische Maßnahmen zurückzugreifen, um sich vor der stärkeren ausländischen Konkurrenz zu schützen. Doch Satellitenübertragungen kennen keine Einfuhrbeschränkungen, und wenn die örtlichen Produzenten den Wunsch der Öffentlichkeit nach einem größeren Programmangebot, wie es ausländische Kabelsender bringen, nicht erfüllen können, kann kaum jemand TV-Importe verhindern.

(Deutsch von Christiane Gesell)

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